Freitag, 28. Juni 2013

Greenville has Style!

Wenn ich Colorado Springs und Greenville vergleiche, dann zieht Colorado Springs bei Punkten wie "Kultur" und "Stil" eindeutig den Kürzeren. Wenn man in Colorado mal ins Theater oder Museum möchte, dann muss man nach Denver fahren. Und wohin man schaut, sieht man Shorts, Baseball caps und Turnschuhe (oder wahlweise Sandalen/Flipflops).

Bei unserem ersten Spaziergang durch Greenville Downtown fiel mir gleich auf, dass die Mädels hier doch mehr Wert auf ihr Äusseres legen. Viele tragen Röcke/Kleider, von bodenlang bis ultrakurz, 20 Zentimeter hohe Schuhe (auch wenn nicht alle Trägerinnen darin wirklich laufen können), auffällige Ohrringe - es gibt immer etwas zu gucken.

Und jetzt kann sich sogar der Rest der Welt davon überzeugen, bei Greenvilles neustem? Fashion Blog: http://wacavenue.blogspot.com/. Schaut mal rein, es lohnt sich. Ich meine, hübsche Mädels (und Jungs!) vor der tollen Greenville Kulisse, was wollt Ihr mehr?

Und wer mir immer noch nicht glaubt, dass es in Greenville stilvoll zugeht, hier ist der endgültige Beweis:


Der Betreiber des Modeblogs hat mir netterweise erlaubt, seine Bilder direkt zu verlinken.

Mittwoch, 26. Juni 2013

Schreib mir 'ne Postkarte

Amerikaner legen viel Wert auf Höflichkeit. Dazu gehört auch das Versenden von Dankeskarten. In jedem Berufsuch-Ratgeber wird deshalb darauf hingewiesen, dass man sich unbedingt nach einem Interview beim Interviewer mit einer handgeschriebene Karte bedanken soll.

Daher war ich nicht allzu überrascht, als ich von meinem neuen Arbeitgeber ein Kärtchen bekam, in dem ich mit netten Worten begrüsst wurde. Nur die Karte selbst gibt mir doch etwas zu denken.


Da wäre zum einen das Design. Amis mögen bekanntlich Kitsch, und dies erstreckt sich offensichtlich auch aufs Berufsleben.

Aber was möchte mir mein Arbeitgeber mit dem Spruch darauf sagen? "A weed is no more than a flower in disguise." - "Ein Unkraut ist auch nichts anderes als eine verkleidete Blume".

Bin ich ein Unkraut? Oder doch schon eine Blume? Merkwürdig...


Dienstag, 25. Juni 2013

Schwimmen

Ein Kriterium für die Haussuche war der Neighborhood Pool, also ein Freibad, das zur Nachbarschaft gehört und von ihr unterhalten wird. Hier haben viele, vor allem die neueren, Neighborhoods einen solchen Pool. Da entstehen natürlich einiges an Kosten, bei uns sind auch immer zwei Life Guards zugegen und passen auf. Der Pool, genau wie alle anderen zusätzlichen Goodies wie ein Club House oder einen Spielplatz, wird von den Hausbesitzern der Neighborhood finanziert. Man zahlt eine jährliche "Home Owners Association" Gebühr - egal, ob man die Angebote nutzt oder nicht. Aber man muss sich ja auch kein Haus in einer Pool Neighborhood kaufen, wenn man den nicht nutzen möchte.

Trotzdem es so einen schönen und grossen Pool direkt um die Ecke gibt, haben viele Häuser hier auch einen eigenen Pool. Zwei Häuser weiter zum Beispiel. Bei dem Nachbarn stehen am Wochenende immer zig Autos vor der Tür, klar, mit dem Pool hat man viele Freunde...

Jedenfalls war für uns von Anfang an klar, dass die Kinder schnellstens schwimmen lernen sollten. Sie müssen es nicht durch den Ärmelkanal schaffen, aber wenn sie in einen Pool fallen, sollen sie hochkommen und zum Rand schwimmen können. Erst wollte ich sie beim YMCA zum Schwimmkurs anmelden, aber dann erzählte mir ein Nachbar, dass bei unserem Neighborhood Pool jemand private Schwimmstunden anbietet.

Kathryn ist gross, hübsch, athletisch und ein Engel. Die Kinder lieben sie bereits abgöttisch. Söhnchen informierte mich gestern, dass wir auf keinen Fall mehr umziehen dürfen, weil wir dann Kathryn verlieren würden.

Vier halbe Stunden. Mehr hat Töchterchen nicht gebraucht und schon schwimmt sie Kraulstil (perfekt mit Gesicht im Wasser und Kopf hoch nur zum Luftholen), taucht 2 Meter tief, springt mit Anlauf (und Begeisterung) vom Beckenrand ins tiefe Wasser. Man bekommt sie nur noch aus dem Pool, indem man ihr hoch und heilig verspricht, am nächsten Tag wieder hinzugehen.

Jetzt schauen wir mal, wie lang ihr Brüderchen braucht, bis er sie eingeholt hat.

Mom! Dad!

Nach drei Wochen Day Care machen beide Kinder Fortschritte mit ihrem Englisch. Töchterchen besass ja dank Helen Doron bereits schon einen guten passiven Wortschatz, und auch Söhnchen konnte ein paar Worte und bis 10 zählen.

Töchterchen ist beim aktiven Sprechen immer noch etwas schüchtern, aber zusammen mit Händen und Füssen verständigt sie sich erfolgreich. Sie schafft damit problemlos den Tag in Day Care. Mit uns spricht sie weiterhin ausschliesslich deutsch.

Söhnchen versteht lange nicht so viel wie sie und tendiert auch dazu, es einfach zu ignorieren, wenn ihn jemand auf Englisch anspricht. Dafür beginnt er, Englisch und Deutsch zu vermischen. So nennt er uns seit neuestem nicht mehr Mama und Papa, sondern Mom and Dad (darüber bin ich ehrlich gesagt nicht allzu glücklich). Er sagt "ich bin hungry!" oder "gib mir mal den blue Stift". Bei den Schwimmstunden bin ich als Übersetzer dabei und wenn er was nicht versteht, dann fragt er mich "What?"

Und natürlich beherrscht er ein Wort ausgezeichnet: "No!"


Und dann sagte er...

In unserem Haus ist der Disney-Film "Rapunzel" (der im Deutschen den wirklich bescheuertsten Beinamen der Filmgeschichte trägt, nämlich "neu verföhnt") gerade der absolute Hit und wird von den Kindern begeistert nachgespielt. Söhnchen übernimmt - natürlich - die Rapunzel-Rolle und nachdem sich Mama geweigert hat, Geld für eine Perücke auszugeben, schnappt er sich einfach ein Bettuch und schleppt dies stolz als Haar-Ersatz hinter sich her.

Im Film gibt es eine Szene, in der Rapunzel den Dieb Flynn mittels ihrer Haare fesselt, und Flynn seinen Charme spielen lässt, um freizukommen. Dabei ist er nicht allzu erfolgreich, vermutlich wegen Sätzen wie: "Alles was ich sage ist: 'Hi'", das 'Hi' richtig langgezogen und mit einem schmalzigen Lächeln versehen.

Fast forward einige Tage. Söhnchen verschaffte sich unerlaubten Eintritt in Töchterchens Zimmer und stellte dort diverse Missetaten an. Die darauf folgende Konfrontation wurde mir folgendermassen berichtet:

"Warum hast Du das gemacht? Was sollte das?"

Söhnchen schweigt und guckt brummig auf den Boden.

"Also nochmal. Warum hast Du das gemacht?"

Nach längerer Stille überwindet er sich und es kommt: "Alles was ich sage ist: 'Heeeeeeeiiiiiii'"

Donnerstag, 20. Juni 2013

Fauna amerikanisch

Von den Glühwürmchen und den bellenden Fröschen, die manchmal auch wie schluchzende verwunschene Prinzen klingen, habe ich ja bereits erzählt. Aber dieses Tierchen überraschte uns heute alle:



Mitten auf unserem Gartenweg beschloss die Schildkröte, ein Loch zu buddeln, vermutlich um Eier darin zu legen. Leider hatte sie dabei nicht mit Publikum gerechnet, und obwohl sich die Kids mustergültig verhielten, wurde es ihr irgendwann doch zuviel - wer will schon bei solch intimen Vorgängen auch Zuschauer? Mal ganz davon abgesehen dass der Platz ja wirklich nicht ideal ist, um zerbrechliche Gegenstände abzulegen.

Wir hoffen jetzt, dass sie ein besseres Versteck findet und wir in ein paar Wochen kleine Schildkrötchen in unserem Teich schwimmen sehen!

Jetzt müssen nur noch die Kolibris endlich anfangen, den angebotenen Zuckersaft auszusaugen, dann ist mein Tier-Glück perfekt.

Dienstag, 18. Juni 2013

Die Kunst, einen Führerschein umzuschreiben

Was ich am Umziehen am meisten hasse, ist die damit verbundenen Bürokratie. Besonders bei internationalen Umzügen fällt da ja einiges an. Wenigstens kann ich meine daheimgebliebenen deutschen Freunde trösten, dass Bürokratie kein deutsches Vorrecht ist.

Unvergessen ist mir immer noch unser Versuch, uns in Brüssel regulär anzumelden. Das müsste eigentlich innerhalb von vier Wochen erfolgen, allerdings dauert es schon bis zu drei Monate, einen Termin bei der Anmeldestelle zu ergattern. Und hat man selbigen dann endlich, dann stellt man fest, dass ca hundert andere den gleichen Termin wahrnehmen wollen. Eine weitere Organisation findet nicht statt. Nummern ziehen oder Schlange stehen, Fehlanzeige. Öffnet sich die gewünschte Bürotür, dann stürmen alle Hundert darauf zu, der schnellste und lauteste erhält Eintritt.
Kein Wunder, dass wir unsere Anmeldung erst 11 Monate später abschliessen konnten, als wir uns auch schon wieder abmeldeten. Immerhin ging das schneller.

Aber zurück nach Amerika. Solche Szenen gibt es im höflichen Amerika nicht. Auch Schlange stehen ist meist nicht nötig. Man darf eine Nummer ziehen, sich dann auf einen der zahlreichen Stühle setzen, die über Fernseher und Lautsprecher angesagten Nummern verfolgen und sich ausrechnen, wieviele Stunden man wohl noch in den jeweiligen heiligen Hallen verbringen wird. Eigentlich nicht wirklich schlimm, aber die Zeit, die dabei draufgeht, ist mir ein Greuel (und ja, das ist die alte Rechtschreibung, ich bin alt genug, ich darf das).

Wie gesagt, alles wohlorganisiert hier. Nur leider heisst das nicht, dass die Leute auch fähig wären. Beispiel Führerschein. In Colorado konnten wir unseren deutschen Führerschein einfach gegen einen Colorado Führerschein eintauschen, ohne dass ein neuerlicher Test nötig war. Auch hier in South Carolina blieben wir von einer neuerlichen Prüfung verschont, die Angestellten des Department of Motor Vehicles mussten also nur folgende einfache Tätigkeiten ausführen:

- alten Colorado Führerschein anschauen und Namen sowie Fahrzeugklassen in Computer übertragen
- neuen Führerschein ausdrucken.

Erster Durchlauf? Name falsch.
Zweiter Durchlauf? Klasse fehlt.

Aber immerhin hat der Beste Ehemann jetzt seinen SC Führerschein. Ich? Ich hab noch keinen. Warum? Weil man den nur bekommt, wenn man eine Nebenkostenrechnung vorlegen kann, auf die der Name und die Adresse zu sehen sind. Da steht aber überall der Beste Ehemann drauf! Kann ja sein, dass wir verheiratet sind, aber das interessiert sie nicht. Und der Kontoauszug von unserer Bank, den sie auch noch akzeptiert hätten, gibts nur elektronisch. Und nein, ich darf ihr das nicht auf meinem Smartphone zeigen. Stattdessen darf ich nach Hause fahren (20 km), das Teil ausdrucken und wieder kommen. Argh!

Kein Wunder, dass ich Behördengänge hasse wie die Pest.


Montag, 17. Juni 2013

Recycling auf amerikanisch

Amerika gilt nicht gerade als Vorzeigeland, was den Umweltschutz angeht. Aber auch hier kann man mittlerweile recyceln!

Unsere Neighborhood liegt ausserhalb der eigentlichen Stadtgrenze, damit werden wir nicht mehr von der städtichen Müllabfuhr versorgt, sondern können uns aus den örtlichen Anbietern einen aussuchen. Da uns die im Haushalt anfallenden Müllmengen doch mit Schaudern erfüllen, suchten wir natürlich nach einer Müllabfuhr, die auch Recyclen anbietet. Das Kriterium reduzierte die Auswahl schon mal auf zwei.

Die freundliche Angestellte von Waste Management erklärte mir am Telefon, dass sie uns neben unser 96 Gallon! Mülltonne gerne auch eine Recycling-Tonne zur Verfügung stellen würde, allerdings kostet das extra. Ja, man zahlt extra, damit man Müll dem Wertstoffkreislauf wieder zuführen darf. Mein deutsches grünes Gewissen erlaubte mir natürlich nicht, darauf zu verzichten, also meldete ich uns an. Nur um später übrigens festzustellen, dass die nette Dame es geschafft hat, unser beider Vornamen sowie unseren Nachnamen falsch zu schreiben :-).

Trotzdem sind wir nun stolze Besitzer einer riesigen Mülltonne (ich erzählte dem Besten Ehemann: "die ist riesig, da pass ich ganz rein" und er guckte etwas merkwürdig und meinte "da bringst Du mich auf eine Idee...")  und eines kleinen grünen Körbchens, in das wir ab jetzt unser Recycling-Material legen dürfen. Allerdings ist mir noch nicht so ganz klar, was ich tatsächlich hineintun darf. Glas, Dosen, Papier ja. Aber beim Plastik, da wirds kompliziert. Da hängt es nämlich vom Standort ab, was die jeweilige Recycling-Station akzeptiert. Ich habe nun sozusagen auf Verdacht Plastikwasserflaschen und die riesigen Milch-Gallon-Behälter in das Körbchen gequetscht und warte gespannt auf Mittwoch, wenn die Kiste das erste Mal abgeholt wird. Ich berichte!

Freitag, 14. Juni 2013

Umzug fertig!

Unsere Sachen sind angekommen! Alles hat die weite Reise wohlbehalten und -behütet überstanden, nur das Glas unserer schönen grossen Fabrikuhr hat einen Sprung abbekommen. Der Beste Ehemann ist aber hoffnungsfroh, dass er eine Werkstatt finden wird, die uns ein neues Glas zurecht schneiden.

Die Container-Ankunft begann übrigens mit einer Schreckminute, als uns der freundliche Truckfahrer nämlich erklärte, dass er nix auslädt und eine Rampe oder einen Lift hat er auch nicht dabei. Er würde uns den Container nur vor die Tür stellen. Schluck. Mal ganz davon abgesehen, dass wir "Hineintragen" bezahlt haben, wie sollen wir bitte ein 500 kg Motorrad (und das Klavier ist auch nicht leichter) vom Container kriegen - runterwerfen vielleicht?

Nach einem leicht panischen Telefonanruf klärte sich das Missverständnis schnell auf. Die eigentlichen Umzugshelfer waren noch unterwegs, und sie brachten gottlob auch eine Rampe und einen Lift mit. Diesmal handelte es sich auch um echte Kerle, drei an der Zahl - nicht wie bei unserem letzten Umzug nach Colorado, wo die Umzugscrew aus kleinen Mexikanerinnen bestand.




So ein 20 Fuss Container ist wirklich mickrig. Kaum zu glauben, dass da unser gesamter Hausrat drin steckt!  Insgesamt 193 Teile, laut Umzugsliste. Einer der Umzugshelfer erzählte mir, er hätte auch schon einen Umzug mit 3000 Teilen mitgemacht! "Für eine Familie?", fragte ich entsetzt. "Yes," nickte er, "rich people".

Bin ich froh, dass ich nicht so reich bin.

Eigentlich brauch ich genau 1 Teil. Mein Bett. Der Beste Ehemann beachtete die Prioritäten und baute es als eines der ersten Möbelstücke auf. Ich verbrachte eine herrliche Nacht darin, an die ich mich in keinster Weise erinnere. So wie es sein soll. Alles ist gut.

Donnerstag, 13. Juni 2013

Sommer in der Stadt

Gestern hatten wir den ersten richtig heissen Tag. Bis dahin lagen die Temperaturen so um die 25 Grad, einfach schönes, warmes Sommerwetter. Aber gestern muss wohl jemand die Heizung aufgedreht haben. Wenn man jetzt aus der Tür tritt, dann fühlt man sich wie in einer schönen Niedrigtemperaturdampfsauna. Herrlich!

Am abend sass ich auf unserer Veranda, schwitzte vor mich hin, hörte den Fröschen zu, die hier wie kleine heisere Hunde klingen und für ein paar Minuten beobachtete ich die Glühwürmchen in unserem Garten. Dann ergab ich mich und liess meine Augen zufallen.


Montag, 10. Juni 2013

Unser Container ist gelandet!

Freitag nachmittag erreichte uns die frohe Botschaft. Das Containerschiff ist pünktlich in Charleston gelandet und mit ihm unser Container. Jetzt muss er noch geröntgt werden (die Bilder würde ich zu gerne sehen!). Das ganze Prozedere dauert 3 Tage. Wenn es dann (klopf auf Holz!) keine weiteren Verzögerungen gibt, steht am Donnerstag das Teil vor unserer Tür!

Es hat schon echte Vorteile, dass wir so nah am Meer wohnen. Hach, freu ich mich auf mein Bett!!!

Samstag, 8. Juni 2013

Quo Vadis

Die Kinderchen haben schon den ersten Freund aus der Nachbarschaft gefunden. Ihnen kann natürlich nichts besseres passieren, um die Sprache zu lernen. Gerade spielen sie Verstecken und ich höre, wie Söhnchen ruft: "Jake, wo are you?"

And so it begins...

Donnerstag, 6. Juni 2013

Service country

Natürlich wissen alle, dass Deutschland die Servicewüste und Amerika das gelobte Kundenland ist. Das sind logisch Stereotypen, aber gestern erlebte ich eine solch wunderbare Dienstleistung, dass es selbst mir als alte Amerikanerin die Sprache verschlug.

Auf der Jagd nach Lebensmitteln betrat ich einen Supermarkt der "Publix" Kette. Der erste Eindruck schon mal sehr gut, alles sieht appetitlich aus, es ist klar beschildert, die Lebensmittelpreise sind zwar auch hier deutlich teurer als in Deutschland, aber immerhin finde ich tatsächlich nicht-fettfreie Joghurts (was echt schwierig ist!), 10 Stück für 10 Dollar. Ein paar Regale weiter glaube ich meinen Augen nicht zu trauen - sie haben Dinkelbrot! Super, dann muss ich schon nicht ständig selbst backen! Damit hätten sie mich schon gehabt, aber es sollte noch besser kommen.

Wie in allen amerikanischen Läden werden die Taschen vom Ladenpersonal gepackt. Das ist also nix Neues. Überraschender fand ich, dass mir, kaum näherte ich mich der Kasse, schon ein Bürschchen entgegen sprang und mit einem freundlichen "Ma'am*, let me help you" meinen Wageninhalt aufs Band stapelte.

Nach erfolgtem Einkauf wollte ich den Wagen zum Auto schieben (das freundliche Angebot des Verkäufers, mir auch das abzunehmen, lehnte ich natürlich ab, ich bin ja noch keine Achtzig!). Beim Ausgang angekommen entleerte sich aber gerade ein sintflutartiger Wolkenbruch über South Carolina.

Und jetzt kommts: die Publix Leute reichten den Einkäufern, die nicht warten wollten, einen Schirm, zogen sich eine Regenjacke über und schoben den Wagen durch 1000 Liter Wasser zum Auto der Kundschaft, wo sie die Güter in den Kofferraum luden, während die Kundschaft halbwegs trocken sich ins Auto setzen konnte.

Wow.

PS: Mir taten die Jungs echt leid, drum wartete ich stoisch auf leichteren Regen.

*Warum fühle ich mich gleich um 20 Jahre älter, wenn mich einer mit "Ma'am" anredet?

Mittwoch, 5. Juni 2013

Einundzwanzig, zweiundzwanzig...

Letzten Freitag begann der beste Ehemann zu arbeiten. Naja, was man so arbeiten nennt bei einer neuen Stelle. Erstmal musste er eine Orientation Class über sich ergehen lassen. Die bestand aus 300 PowerPoint slides, in denen den Neulingen erklärt wurde, wie die Firma so läuft.

Warum 300? Naja, die Erklärung beschäftigte sich mit allen möglichen Situationen, die im Arbeitsleben so auftreten können. Dabei wurde auch "Harrassment", also Belästigung am Arbeitsplatz abgehandelt. Die Empfehlung? Körperliche Berührungen tunlichst zu unterlassen. Aber da in der amerikanischen Kultur Handschlag durchaus üblich ist, wurde hierfür empfohlen, diesen nicht länger als drei Sekunden dauern zu lassen.


Sonntag, 2. Juni 2013

We got us a Cadillac, baby!

Gebrauchtwagenverkäufer in Amerika besitzen ein sehr schlechtes Image, noch schlechter als deutsche Versicherungsvertreter. Von daher stehen wir dem Unterfangen, ein gebrauchtes Auto zu kaufen, mit einigem Unbehagen gegenüber. Es gibt zwar den Carfax-Report, der die gesamte Unfall-, Reparatur- und Inspektionsgeschichte eines Autos widerspiegeln soll. Der ist aber eigentlich sinnfrei, da nicht alle Werkstätten an Carfax berichten. Ausserdem hängt die Garantie eines Autos hier nur bedingt von den vorgeschriebenen Wartungen ab. Wenn was kaputt geht, liegt die Beweispflicht nämlich beim Hersteller, dass das Teil nur wegen fehlender Wartungen nicht mehr tut.

Unser Unbehagen bewahrheitete sich gleich beim ersten SUV, das in die nähere Wahl kam. Ein hübscher Buick Enclave, silbergrün, 4 Jahre alt, dritte Sitzreihe, Ledersitze, also alles, was uns so vorschwebte. Nur leider brachte der Blick von unten auf der Hebebühne an den Tag, dass es aussen hui, aber innen eher pfui war - es tropfte Öl. 

Weiteres Suchen tat einen 10 Jahre alten Volvo XC90 auf, der zwar günstig war, aber ebenfalls von unten nicht so toll aussah. Wir schickten Fotos zu unserem Schwager nach Deutschland, der a) sehr hilfsbereit und b) sehr autoversiert ist. Der warf einen Blick darauf und riet uns ab.

Doch seit heute Mittag sind wir stolze Besitzer eines Cadillac SRX AWD! Laut Internet sind das gute Autos, die sogar an die gefürchtete “german competition“ heranreichen.

We are living the american dream!

 

Spülmaschine

Unsere Spülmaschine, die wir mitsamt der Küche im Haus gekauft haben, ist etwas ganz besonderes. Sie besitzt nämlich zwei getrennte Schubladen. Will heissen, man kann eine befüllen, während die andere bereits läuft. Das wäre der Traum jeder Studenten-WG! Aber auch ich finde das eins von den Geräten, die ich mir selber nie neu kaufen würde, aber wenn vorhanden ich durchaus annehmen kann. Immerhin muss jetzt nie mehr schmutziges Geschirr auf die Spülmaschine warten! (Und das gut gewachsene Exemplar der Familie Blatta Orientalis, das mir im Ferienhaus in Florida über den Weg lief, hat mich nochmal daran erinnert, dass wir jetzt in einem tropischen Klima leben, wo man mit Essensresten besonders aufpassen muss.)

Die Kinder wunderten sich natürlich über die merkwürdig aussehende Spülmaschine. Aber Söhnchen erfasste die Funktion sofort:

"Wir haben jetzt zwei Spülmaschinen Eine zum saubermachen. Und eine zum dreckig machen."


Morgens um acht wird Kaffee gebracht

Heute morgen klingelte es an der Haustür. Es war die freundliche Nachbarin von nebenan, die eine Kanne heissen Kaffees und frisches Brot abliefern wollte.

Welcome to America, folks! :-)

Samstag, 1. Juni 2013

Are we there yet?

Wenn ich Gestern und Heute Revue passierne lasse, dann stelle ich doch stolz fest, dass wir viel geschafft haben.

Hausvertrag unterschrieben
Eingezogen
Luftmatratzen aufgepumpt
Wie vorhergesehen festgestellt, dass ich zu alt für selbige bin
Heute früh rechtzeitig bestelltes Schlafsofa in Empfang genommen
Internet angeschalten
Bei der Bank Kreditkarte beantragt und Bargeld abgehoben*
Terassentisch und -stühle gekauft (ab morgen müssen wir nicht mehr auf dem Boden picknicken!)

Apropos kaufen: wir kurbeln die amerikanische Wirtschaft gerade gewaltig an. Nur ein kleiner Auszug unserer Einkäufe:

5 Rauchmelder, 3 Klobürsten, Schwämme, Spülmittel, Waschmittel, Zewa, Klopapier, T-Mobile SIM, Router, 1 Gallone Milch, 16 Gläser, Eiskaffee, Orangensaft, Erdnussbutterpops (wie man sehen kann, ernähren wir uns gesund) und fast ein Auto.

Das fast-Auto stellte sich im letzten Moment als nicht gut heraus, als wir nämlich auf der Hebebühne ein Öl-Leck entdeckten. Daher geht die Suche weiter.

*Zum Thema Bargeld abheben, da gab es noch einen sehr schönen und sehr amerikanischen Moment. Wir fragten die nette Bankangestellte, wo der nächste Geldautomat wäre. Sie meinte, gleich draussen am Gebäude. Wir könnten ja einfach um das Gebäude herumfahren. Wir konnten uns das Lachen nicht verkneifen, schliesslich war es ein längerer Weg, zum Auto zu laufen, als aus dem Büro heraus zum Geldautomaten zu wandeln. 
Was wir auch prompt taten, nur um festzustellen, dass es sich um einen Drive Through Bankautomaten handelte. Hinter uns wartete also brav ein riesiger SUV darauf, dass wir komischen Fussgänger unsere Geldgeschäfte beendeten.