Dienstag, 28. Mai 2013

Believe it or not

Um die Kinder wenigstens für ein paar Stunden der heissen Florida Sonne zu entziehen, besuchten wir “Ripley's believe it or not", eine Art Kuriositätenkabinett, ein wildes Sammelsurium von verrückten, merkwürdigen und geschmacklich zumindest fragwürdigen Dingen.

Vor einem Glaskabinett blieben wir stehen. Darin war eine mit dem Rücken zu uns gekehrte Puppe. Auf Knopfdruck drehte sie sich zu uns um und zeigte das traurige Abbild einer Frau aus dem letzten Jahrhundert, die vermutlich durch eine Krankheit riesige Lippen hatte. Ich fand es ziemlich erschütternd, dass diese arme Person selbst übers Grab hinaus weiter zur Belustigung dient. Ich erklärte Töchterchen, dass sie wirklich gelebt hatte und dass sie sicher sehr traurig war, denn sie selbst hat sich bestimmt ein anderes Gesicht gewünscht. Töchterchen nickte.

Ich wollte schon weiter gehen, da fasste sie meine Hand und fragte: “Aber hat denn niemand Mitleid mit ihr gehabt?“

Montag, 27. Mai 2013

Hauskauf - eine böse Überraschung

In den letzten Tagen vor unserem Abflug wiegten wir uns in dem schönen Glauben, dass der Hauskauf seinen geregelten Gang ginge. Dieser Glauben wurde leicht erschüttert, als wir die Anzahlung auf den Escrow-Account des Anwalts von unserem amerikanischen Konto überweisen wollten. Zu Identifizierungszwecken verlangte unsere amerikanische Bank nämlich eine Mobiltelefonnummer - und zwar eine amerikanische. Es gab zwar auch einen anderen Prozess, aber der dauerte laut Webseite 8-10 Tage, viel zu spät für uns!

Gottseidank sind die Amerikaner aber flexibler als ihr Ruf. Ein Anruf und der nette Amerikaner erklärte sich bereit, auch ein Fax mit unserer Unterschrift zu akzeptieren. Blöd nur, dass das am Pfingstmontag-Abend hochkochte. Der Drucker war bereits eingepackt, Druckerpapier keins mehr da, alle Geschäfte zu, und am nächsten Morgen sollte die Umzugsmannschaft kommen.

Also schnell beim hilfreichen Nachbarn angerufen, bei dem das Papier ausgedruckt und am nächsten Tag, während die Umzugsmannschaft wimmelte, sauste der Beste Ehemann noch schnell zur Post, zum faxen. Schon einen Tag später kam die Nachricht vom Anwalt, dass das Geld da wäre. "You are all set", hiess es.

Falsch gedacht.

Als wir nach Mitternacht Ortszeit ziemlich fertig in der Lobby der Ferienanlage standen, und ich gleich mal das WiFi dort nutzen wollte, um den Daheimgebliebenen schnell unsere gute Ankunft mitzuteilen, wurde ich mit Emails bombardiert "Call me now", "Urgent", "There is an issue requiring immediate action"...

Super. An dem einen Tag, an dem wir nicht erreichbar waren, der letzte Geschäftstag vor dem eigentlichen Closing date, da weist die Kreditbank den "Power of Attorney" zurück, also das Schreiben, mit dem wir Monica, unsere Maklerin, das Recht geben, für uns zu unterschreiben. Jack, unser Anwalt, ist ziemlich aufgebracht, sowas wäre noch nie passiert, ausserdem hätten die die Unterlagen seit einem Monat, wieso fällt ihnen das jetzt ein? Aber kein Problem, meinte er, wir sollten einfach neue Unterlagen, die er uns gemailt hat, bei einem Notar unterschreiben und ihm per Fedex zuschicken.

Moment mal. Es ist mittlerweile Memorial Day Weekend, eins der grossen Feiertagswochenenden der USA. Jeder, der nicht absolut muss, arbeitet nicht. Wo sollen wir da einen Notar auftreiben? Ausserdem sehe ich gerade, wie wir unsere wenigen Urlaubstage damit verschwenden, von Pontius zu Pilatus zu rennen und doch nichts zu erreichen. Der Beste Ehemann und ich kommen überein, dass wir das nicht wollen. Wir rufen Jack wieder an. Entweder kann er das Closing um einen Tag verschieben, also auf Mittwoch abend, dann würden wir Mittwoch ganz früh hier aufbrechen und wären rechtzeitig da, um die Unterschriften zu leisten. Falls das nicht klappt, dann müssten wir eben auf unseren zweiten Disney-Tag verzichten und würden Montag bereits fahren.

Jack stimmt zu, dass wir es wahrscheinlich nicht schaffen werden, einen Notar aufzutreiben, es gäbe zwar so ein Formular bei Kinko's, aber so wie sich die Kreditbank anstellt, kann es sein, dass sie das auch nicht akzeptieren. Aber verschieben ist auch nicht so einfach, weil es ja einige Parteien betrifft und man die ja jetzt alle nicht mehr erreichen kann. Es ist zum Verzweifeln, dann hat der Beste und Klügste Ehemann die rettende Idee. Müssen wir denn gleichzeitig mit den anderen unterschreiben? Oder können die Verkäufer ihre Unterschriften wie gehabt am Dienstag leisten und wir kommen am Mittwoch zum Unterschreiben? Ja, meint Jack nach einigem Überlegen, das müsste klappen.

Wir dürfen gespannt bleiben. Aber erstmal freu ich mich auf zwei weitere Urlaubstage im schönen Florida. Unter Palmen. Bei dreissig Grad.


Sonntag, 26. Mai 2013

Wir sind da!

Das wichtigste zuerst: trotz kleiner Hindernisse und unangenehmer Überraschungen, mit denen man aber bei so einem Umzug immer rechnen muss, sind wir spät aber heil in Florida angekommen. Sogar unser ganzes Gepäck (8 grosse Reisetaschen, 5 Handgepäck plus Buggy), wofür hinzu unser lieber Schwager seinen VW Bus zur Verfügung gestellt hatte, fand trotz aller meiner Befürchtungen locker in einem Chevrolet Suburban Platz.





Das zweitwichtigste: Disney ist geil! Auch völlig übernächtigt und fertig von einer langen Reise und traurig vom vielen Abschied nehmen, kann man sich eines breiten Dauergrinsens dort nicht erwehren. Wir haben Prinzessinen umarmt, mit Winnie Poo gespeist, sind kreischend Wasserbahn gefahren, haben Piraten und Meerjungfrauenskelette gesehen und die nächtliche Parade bejubelt. Und spätestens beim Feuerwerk ist man wieder ganz Kind und staunt mit offenem Mund.






Heute lassen wir es ruhig angehen, ein bisschen einkaufen, Pool und Lobster stehen auf dem Programm.

Ach ja, hab ich schon erwähnt? Dreissig Grad :-)

Sonntag, 19. Mai 2013

Abschiednehmen

Der Countdown läuft. Gestern war mein erster Urlaubstag, und heute bereits hab ich erst um 15:00 an die Arbeit gedacht! Ist ja auch kein Wunder, wenn man den ganzen Tag Krempel zwischen möglichen Endstationen (Kisten, Reisetaschen, Handgepäck, Müll) jonglieren und zwischendrin noch tränen- und alkoholreich Abschied von der besten Eisdiele der Welt nehmen muss. Damit nicht genug, will auch die morgige Geburtstagsfeier von Töchterchen vorbereitet, Geschenke eingepackt, Kuchen gebacken werden usw. Und weil wir nicht genug zu tun haben, dürfen heute noch drei ihrer Schulfreunde bei uns übernachten.

Ich fühle mich also ziemlich geplättet. Am meisten zehrt aber das viele Abschiednehmen an mir.


Auf Wiedersehen, Bodensee. Macht's gut, alle, die uns das Leben hier so schön gemacht haben - Bäcker, Metzger, Eisdiele, Schule, Kindergarten... Bis bald, liebe Freunde! Vergesst uns nicht und kommt uns mal besuchen!

Dienstag, 14. Mai 2013

Der letzte Dienstag



Oh. Mein. Gott.

Soeben habe ich realisiert, dass die letzte Woche begonnen hat. Diesen Blogpost schreibe ich am letzten Dienstag, den ich in meinem Home office verbringen werde. Das Klappern der Tastatur hallt nach, weil das Schlafsofa und meine Regale bereits den Raum verlassen haben.

60 Kartons sind bereits gepackt, unzählige Müll-Ladungen hat der beste Ehemann bereits weggefahren, fast alle Möbelstücke, die wir nicht mitnehmen, sind verkauft oder verschenkt. Hat jemand vielleicht Interesse an einem schönen Original-Sechziger-Jahre Schrank?

Heute ist also der letzte Dienstag, morgen der letzte Mittwoch, Donnerstag fahre ich das letzte mal in meine Firma, Freitag schreibe ich Abschiedsemails, Samstag und Sonntag gibts einen Pack- und Putzmarathon, Montag ist Töchterchens Geburtstag und dann... dann steht schon der Container vor der Tür.

Apropos Töchterchen: Vor ein paar Wochen kam mir die Idee, Töchterchens Freunde zu fragen, ob sie nicht Lust hätten, kleine Filmchen aufzunehmen, auf denen sie winken und ihr alles Gute wünschen. Mir wurde schnell klar, dass die Logistik meine zeitlichen Möglichkeiten übersteigt und wendete mich darum an Töchterchens Englisch- und Mathelehrerin. Die Frau ist ein Traum! Nicht nur antwortete sie bereitwillig auf  meine Email, sie willigte auch gleich ein, die Filme aufzunehmen. Gestern schickte ich Töchterchen daher erst zur zweiten Stunde in die Schule, so dass die Lehrerin sich ungestört ans Werk machen konnte.

Das Resultat is fantastisch! Was soll ich sagen – beim Angucken musste ich doch das eine oder andere Tränchen verdrücken. So viel Liebe und Freundschaft schlägt einem da entgegen. Oh meine Kleine, hoffentlich wird Deine neue Klasse auch nur halb so gut!

Ich habe die Filme zusammengeschnitten und noch etwas aufgehübscht. Jetzt muss ich es ihr nur noch zeigen! Sie soll den Film rechtzeitig sehen, so dass sie sich noch bei ihrer Klasse bedanken kann. Aber ich fürchte, sie wird Rotz und Wasser heulen...

Freitag, 10. Mai 2013

Schlafenszeit

Ich teile mein Bett am liebsten nur mit meinem Ehemann. Eine ausgeschlafene Mama ist eine glückliche Mama, und wenn diverse Kinder die Bettmitte beanspruchen, dann ist der mütterliche Schlaf arg gestört.

Töchterchen rotiert nachts. Wenn jemand neben mir alle 5 Minuten seine Position ändert, ist für mich an Schlaf nicht zu denken. Meistens trag ich sie dann eine Stunde später in ihr eigenes Bett, und dann brauch ich auch nochmal mindestens eine halbe Stunde, um den nötigen inneren Frieden für Morpheus zu finden.

Söhnchen liegt dagegen still und wäre eigentlich kein schlechter Bettgenosse, wenn die letzten paar Male eine gewisse sich ausbreitende Nässe mich nicht geweckt hätte. Nachts um drei Matratze umdrehen und Bett frisch zu beziehen, trägt auch nicht zu meinem besagten inneren Frieden bei.

Aber dann... dann kommt so ein kleiner Junge mitten in der Nacht, klettert in mein Bett, kuschelt sich ran und murmelt, schon wieder halb im Schlaf: "Mama, ich lieb Dich sehr".


Freitag, 3. Mai 2013

Hauskauf - Inspection

Haben beide Seiten das Angebot angenommen, muss das Angebot unterschrieben werden. Jegliche Änderungen zum ursprünglichen Angebot (wie zum Beispiel die Übernahme von Waschmaschine und Trockner) wird auf der ensprechenden Seite vermerkt und muss mit Initialien und Datum von allen Vertragspartnern bestätigt werden. Man ist also eine ganze Zeitlang mit Unterschreiben beschäftigt.

Das Schriftstück ist noch nicht der eigentliche Kaufvertrag, aber schützt zumindest den Käufer schon sehr weitgehend. Monica erzählte uns von einem Fall, bei dem der Verkäufer von dem Angebot zurücktrat, da ein anderer Käufer mehr geboten hatte. Der Verkäufer musste den ersten Käufer für alle Kosten entschädigen, inklusive Umzugskosten, Hotelübernachtung etc.

Der Käufer, in diesem Falle wir, steht erstmal nur mit der hinterlegten Kaution von 1000 Dollar gerade. Und selbst hier hat uns Monica abgesichert, sie hat nämlich diesen Satz eingefügt:

"Contingent upon results of a certified home inspection being satisfactory to purchaser"

Wenn wir somit von dem Angebot zurücktreten möchten, können wir das jederzeit tun und darauf verweisen, dass uns die Home Inspection nicht zufrieden gestellt hat. Warum auch immer.

Nicht, dass wir das wollen. Und hoffentlich will der Verkäufer auch nicht!

Apropos home inspection. Das finde ich ja eine ganz tolle Sache. Da wird ein unabhängiger Inspector beauftragt, das Haus auf Herz und Nieren zu prüfen. Das kostet so um die $400 und wird meistens anteilig von Verkäufer und Käufer bezahlt. Der Mann (vielleicht gibts in dem Metier auch Frauen?) klettert aufs Dach, geht in den Keller, öffnet alle Türen, schaut in jeden Winkel. Er schreibt auf, was seiner Meinung nach alles nicht in Ordnung ist und macht Fotos dazu. Das ergibt ein sehr detailliertes, 20-seitiges Dokument. Hier mal nur die Übersichtsseite:


EXTERIOR - CRAWL SPACE
1. A section of crawl space floor insulation is missing at the front right and needs to be replaced. 
ROOF SYSTEM
2. The right side power attic ventilation fan was not operating and the left one was operating. Need toadjust or repair the right side ventilation fan in the attic. 
3. A rubber boot around a plumbing vent pipe on the roof at the right rear is damaged and needs to bereplaced. 
ELECTRICAL SYSTEM
4. Two cover screws are missing at the main electrical panel and  need to be replaced 
HEATING - AIR CONDITIONING
5. The upstairs heating system could not be operated due programming at the thermostat. Consult thehomeowner for operation instructions.
6. The upstairs air conditioning unit began to freeze up when it was operated. Appears to be low onfreon. Needs to be evaluated and repaired by an HVAC technician. 
BATHROOMS
7. The first floor bath toilet is loose at the floor connection - needs tightened. 
INTERIOR
8. The front door is missing 3 screws at the hinge plates - needs replaced. 
9. The exterior door to the garage is missing 2 screws at the hinge plates - needs replaced. 
10. The rear exterior door did not latch properly and needs to be adjusted. 
11. The upstairs front left bedroom door and closet door do not latch properly and needs to be adjusted orrepaired. 
12. Recommend clean chimney flue before burning wood. 
13. Since a gas furnace is present, recommend install a carbon monoxide detector for safety

Der Befund wird beiden Parteien zugestellt und es wird nachverhandelt. Je nachdem kann der Verkäufer alles reparieren lassen, oder er bietet einen Preisnachlass an, oder eine Mischung aus Reparatur und Preisnachlass, oder der Käufer merkt, dass er dabei war, eine termitenzerfressene Ruine zu kaufen und tritt zurück.

In unserem Falle hat der Verkäufer zugesichert, dass er alles reparieren (lassen) wird, was angemerkt wurde. Ehrlich gesagt, wenn da irgendwo mal eine Schraube fehlt, finde ich das nicht so schlimm, aber Kühlung und Heizung muss natürlich funktionieren, wir wollen im Herbst ja keine unangenehme Überraschung erleben. Alles in allem ist das Haus jedenfalls in einem ausgezeichneten Zustand, das sind alles Kleinigkeiten. Zum Glück!

Donnerstag, 2. Mai 2013

Bauchweh

Töchterchen geht gern zur Schule.

Ihr macht das Lernen Spass, sie ist mit der Hälfte der Klasse befreundet und kommt mit der anderen Hälfte gut aus. Sie mag ihre Lehrer. Selbst Hausaufgaben erledigt sie jetzt zügig und mit minimalem Maulen.

Trotzdem sagt sie mir jeden Schultag-Morgen, dass sie Bauchweh hat, dass sie aufgeregt ist.

Ich weiss, wie es ihr geht. Ich arbeite gerade an einem super-stressigen Projekt. Bei jedem Telefonklingeln (und es klingelt oft!) rutscht mir das Herz in die Hose. Bestimmt hab ich was falsch gemacht! Oh mein Gott, was, wenn ich Mist gebaut habe?!? Das flaue Gefühl im Magen geht gar nicht mehr weg.

Jetzt weiss ich wenigstens, von wem sie das hat...